Der Kirchturm steckt voller Leben

Wohnraum für Schleiereule, Turmfalke & Co.

Schleiereulen, Turmfalken, Dohlen und Fledermäuse verlieren ihre Heimat, weil ihnen der Zugang zu möglichen Brutplätzen versperrt wird. Grund sind Sanierungsmaßnahmen, bei denen Nischen oder Einflugslöcher, auch aus Gründen der Taubenabwehr, verschlossen wurden. Mit der Kampagne "Lebensraum Kirchturm" wollen wir Sie dazu bewegen, sich in Ihrer Kirchengemeinde für die Öffnung der Kirchtürme einzusetzen. Inzwischen gibt es vielerorts erprobte Möglichkeiten, wie man Artenschutz und Taubenabwehr miteinander in Einklang bringen kann.

 

Kirchen stellen einen sehr wichtigen Lebensraum für Turm- oder Wanderfalken, Mauersegler, Fledermäuse oder Dohlen dar. Deshalb haben LBV und NABU die Aktion Lebensraum Kirchturm ins Leben gerufen. Zusammen mit den Kirchenverwaltungen werden Kirchengemeinden ausgezeichnet, die sich vorbildlich um den Artenschutz kümmern.

Der Landkreis Mühldorf hat eine Sensation mehr!

Das Wanderfalkenpaar wurde bereits wieder gesichtet

Wanderfalken sind die größten Falken Deutschlands und noch dazu hochspezialisierte Vogeljäger. Mit bis zu 50 cm sind die Weibchen um ein Drittel größer als die Männchen. Wanderfalken sind eigentlich Felsbrüter, d.h. der natürlichee Brutplatz befindet sich an steilen Felswänden oder in Steinbrüchen. In vielen Teilen der Welt, vor allem in Europa, haben Wanderfalken in den letzten Jahrzehnten auch hohe Gebäude als „Kunstfelsen“ besiedelt. Dies wird zum Teil auch dadurch begünstigt, dass sich dort häufig eine bevorzugte Beute von Wanderfalken in großer Zahl finden lässt – die Haustaube. Der Wanderfalke jagt fast ausschließlich fliegende Vögel im freien Luftraum. Zu seiner Beute zählen kleine bis mittelgroße Vögel, wie etwa Tauben, Stare, Drosseln, Buchfinken und Rabenvögel. Die Sturzflüge aus großen Höhen bei der Jagd und die dabei erreichten hohen Geschwindigkeiten bis zu 320 km/h sind spektakulär.

 

In den 1970er Jahren ging es dem Wanderfalken genauso schlecht wie dem Uhu.

Er stand kurz vor dem Aussterben in Deutschland, u.a. durch DDT (verbotenes Insektizid). Die Jagd durch die Bevölkerung auf den Wanderfalken - verbunden mit Aushorstungen und dem Verkauf der Jungvögel in vorzugsweise arabische Länder - entwickelte sich in einigen Ländern auch zu einem wesentlichen Gefährdungsfaktor. Das hat dem Wanderfalken bei uns in seinem Brutbestand sehr geschadet. Deswegen war der Wanderfalke auch „erster Vogel des Jahres 1971“.

Wanderfalke in luftigen Höhen © Petra Berger
Wanderfalke in luftigen Höhen © Petra Berger

Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen konnte sich der Bestand in Deutschland von damals 60 Brutpaaren wieder auf mehr als 600 Paare, davon ca. 230 Brutpaare in Bayern, erholen. Klassische Schwerpunkte des Brutareals sind das unterfränkische Maintal, die Frankenalb und die Alpen.

 

Nachdem im Dezember 2021 in aufwendiger Kleinarbeit ein Brutkasten im Kirchturm installiert wurde, wurde er Angang 2022 bereits wieder am Kirchturm gesichtet. Wir hoffen, dass das Wanderfalkenpaar den Brutkasten annimmt und dieses Jahr die Brut erfolgreich ist.

 

Zudem wurde Anfang 2022 auch bei der St. Nikolaus Kirche in Mühldorf a. Inn ein Wanderfalkenpaar gesichtet. Diese sollen bereits letztes Jahr vergeblich Brutversuche in einer Kirchturmnische unternommen haben. Der Kirchturm ist momentan nicht begehbar und soll dieses Jahr auch saniert werden. Wir werden die Wanderfalken beobachten und sobald wie möglich ebenfalls eine Nisthilfe anbringen.

 

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